Der Knabe mit der Gans oder der sog. Ganswürger, stellt ein drei bis vier Jahre altes, nacktes Kind dar, welches den Hals und den rechten Flügel einer Gans mit seinem linken Arm umklammert. Mit seinem anderen Arm, der sich direkt unterhalb des Schnabels der Gans befindet, scheint es dem Tier die Luft abschnüren zu wollen, was aber auch durchaus eine unbeholfene Umarmung darstellen könnte. Der recht kräftige Knabe hat einen runden Kopf mit seitlich gescheiteltem, aber noch sehr dünnem, Haar, das in kindlichen Locken ausläuft. Über der Stirn sind einige Haarsträhnen zu einem Knoten, in Form einer Blume, zusammengebunden.
Bei Plinius (Plin. nat. 34,84) wird ein Bronzeoriginal eines ganswürgenden Jungen des Silberschmieds und Bildhauers Boethos überliefert, der angeblich mit Vorliebe Kinderstatuen darstellte. Allerdings ist die Zuweisung unserer Skulptur zu diesem Künstler ungewiss. Der Bildhauer musste aber ein Meister seines Faches gewesen sein, da er die Gruppe mit pyramidalem Aufbau gestaltet hat und diese daher von alle Seiten zu betrachten ist. Das Werk in der Münchner Glyptothek wurde in einer Villa in Rom gefunden, wo es als Brunnenfigur gedient hatte. Dabei lief das Wasser im Bogen aus dem geöffneten Schnabel der Gans in ein Becken.
(U.T.)