Nadeln wurden in der Antike vor allem als Haar-, Gewand- oder Nähnadeln genutzt, daneben auch zum Schminken, Tätowieren und im medizinischen Bereich. Ein großer Teil der Nadeln war, wie hier, aus Bein gearbeitet. Ansonsten waren Materialien, wie Holz, Elfenbein, Bronze, Silber, Gold und Gagat verbreitet. Während Nähnadeln in der Regel einen unverzierten flachen oder rund gearbeiteten Kopf mit einem oder mehreren Öhren aufweisen, sind Haar- und Gewandnadeln häufig ornamental oder figürlich verziert, da sie als Schmuckgegenstände getragen wurden. In den Archäologischen Sammlungen der Karl-Franzens-Universität Graz befinden sich aufwendiger gestaltete Haarnadeln mit Pinienzapfenkopf, Zwiebelkopf, rundem bis ovalem Kopf, Polyederkopf und Stempelkopf, die in römischer Zeit vermutlich Haarknoten, Zöpfe, Perücken oder Bänder schmuckvoll im Haar befestigten. Daneben liegen auch einfache Varianten, wie unverzierte, pfriemenförmige (d.h. spitz zulaufende) Haarnadeln vor, die vermutlich kompliziert aufgetürmte Frauenfrisuren stützten. Bei den Nadeln mit Öhr handelt es sich wahrscheinlich eher um Nadeln für die Textilproduktion, vielleicht wurden beinerne Exemplare aber auch verwendet, um Bänder kunstvoll ins Haar einzuarbeiten.
(M.Sch.)